Tourengruppe Skiclub Alpina Neudorf

19. – 22. April 2021 (4 Teilnehmer; Organisation Fritz Amrein)

Skitourenwoche im Binntal und Goms

Sorgfältige Wetter-Recherchen ergeben, dass im Berner Oberland das Wolken/Nebelrisiko grösser ist als weiter südwärts. Daher finden die Skitouren anlässlich der Tourenwoche nicht im Gauligebiet, sondern im Wallis statt.

Via Andermatt – Realp (Autoverlad Furka) – Oberwald reisen wir am Montagmorgen früh ins Binntal zum Ausgangspunkt bei Binn/Fäld (1518 m). Beim Aufstieg zum Mittelbergpass (2824 m) begleiten uns gelegentlich Nebelschwaden, die die Sicht aber kaum beeinträchtigen. Grosses Schinhorn (2938 m), auch Punta di Valdeserta genannt, heisst das Gipfelziel. Damit sind aber noch nicht alle Aufstiegshöhenmeter bewältigt. Nach einer Abfahrt bis auf ca. 2600 m folgen der Aufstieg zum Passo di Valdeserta (2663 m), die Abfahrt Richtung Binntalhütte bis auf ca. 2200 m und ein letzter Aufstieg zur Mittlenbärghütte (2395 m), unserem Logie für die nächsten zwei Nächte. Diese kleine, einfache Unterkunft (heute in Privatbesitz) diente während des zweiten Weltkrieges militärischen Zwecken zur Grenzverstärkung gegen das faschistische Italien (Schutz des Albrunpasses, der vom Binntal ins italienische Val Formazza führt). Direkt neben der Hütte befindet sich ein 50 m langer Stollen, eine in den Berg gehauene militärische Stellung mit Blick auf den Albrunpass.

Ein Nebelkranz liegt über den Berggipfeln und verleiht dem Aufstieg zum Hohsandjoch (2898 m) am Dienstagmorgen eine fantastische, mystische Stimmung. Dann geht die Sonne auf und präsentiert uns einen Prachtstag. Unser erstes Ziel ist das Ofenhorn (3235 m), auch Punta d’Arbola genannt, gefolgt von einer herrlichen Abfahrt bis auf ca. 2700 m hinunter und dem Aufstieg über das Ober Hohsandjoch zum zweiten Ziel, dem Hohsandhorn (3182 m), auch Punta del Sabbione genannt. Beide Gipfel liegen auf dem Grenzgrat zwischen dem Binntal und dem oberen Val Formazza. Das Ofenhorn bietet eine grandiose Rundsicht und gilt als Wahrzeichen des Binntals. Die Italiener nennen die Punta d’Arbola „Königin der Formazza“. Für den Rückweg zur Hütte fahren wir zum Mittlebärgpass ab, dann wechseln sich steile und flache Passagen oder gar kurze Gegenanstiege in bunter Reihenfolge ab. Nach Kaffee und Kuchen lädt uns Hüttenwartin Caroline zu einer Besichtigung des Stollens ein, den sie heute als Lager- und Kühlraum nutzt. Dann bleibt bis zum Nachtessen noch etwas Zeit für Übungen in Seilhandhabung und Spaltenrettung.

Für Mittwoch ist schlechteres Wetter angesagt. Beim Abmarsch am Morgen sieht es zwar noch recht gut aus, doch den geplanten Aufstieg zum Ober Rappehorn müssen wir auf ca. 2900 m im Bereich des Fäldbachsees abbrechen. Die Sicht ist gleich null – dicker Nebel macht ein Weitergehen sinnlos und – „Umkehren ist die wichtigste Fähigkeit beim Bergsteigen“. Dafür lassen sich dann bei wiederum guter Sicht auf dem Talweg zwei etwas bescheidenere Gipfel mitnehmen: Der Holzerspitz (2656 m) und das Gandhorn (2461 m). Unterhalb 1900 m werden die Schneeflecken immer kleiner und rarer, was schlussendlich noch einen 20-minütigen Fussabstieg bis Binn/Fäld zur Folge hat.

Da der Wetterbericht für Donnerstag wiederum sehr gut ist, wollen wir diesen Tag für eine Tour ab Oberwald im Goms nutzen. Alle Hotels in Oberwald haben bereits Saisonende, aber im Hotel Walser in Ulrichen finden wir schliesslich eine Übernachtungsmöglichkeit. Am Morgen geht’s gleich zackig zur Sache. Das Gelände im schattigen Bawald ist steil, der Schnee hart gefroren und mit ziemlich viel Geäst übersät – der Aufstieg ein ziemlicher Chrampf. Über der Waldgrenze bis zum Gipfel des Blashorns (2778 m) herrschen dann prima Schneeverhältnisse und das Wetter lässt heute nichts zu wünschen übrig. Sogar die Hoffnung wird erfüllt, dass der Schnee im Waldbereich für die Abfahrt nach Oberwald hinunter etwas ansulzt. Dennoch ist es nicht einfach, hier eine einigermassen fahrbare Route zu finden, denn Lawinen und stürmische Winde haben im Verlaufe des Winters so einiges abgelagert. Ein Schnellkaffee beim Bahnhofkiosk liegt noch drin, dann fährt auch schon der Autozug los, der uns durch den Furkatunnel auf den Heimweg bringt.