30. April – 07. Mai 2011 Skitourenwoche
1. Teil: Monte Rosa Süd (Italien) (4 Teilnehmer)
2. Teil: Gauligebiet (BE) (3 Teilnehmer)
Monte Rosa Süd
Der Monte Rosa gehört etwa zu zwei Ditteln zu Italien und etwa zu
einem Drittel zur Schweiz. Insgesamt werden cirka zehn Gipfel zum Monte
Rosa gerechnet. Das ganze Massiv mit der Dufourspitze (4634 m) als Hauptgipfel
ist eine Ansammlung von Viertausendern, die zu den höchsten der Alpen
gehören. Auf der Monte Rosa Südseite lassen sich mehrere davon
technisch relativ einfach besteigen. Gutes Wetter und vor allem gute Sicht
sind allerdings unabdingbar; man ist in hochalpinem, vergletschertem Gelände
unterwegs.
Am Samstagmorgen früh fahren wir via Bern - Martigny - Grosser St.
Bernhard - Aostatal nach Gressoney la Trinité/Stafal (1823 m), im
Valle di Gressoney (Italien). Von hier aus bringen uns Bahnen bequem hoch
zum Indren-Gletscher auf eine Höhe von ca. 3200 m, und knapp dreiviertel
Stunden später erreichen wir unser Domizil, das Rifugio Città
di Mantova (3498 m) in der Nähe des Garstelet-Gletschers. Dass es heute
neblig ist, ist uns ziemlich egal; Hauptsache, der Wetterbericht für
die nächsten beiden Tage stimmt. Die Mantova-Hütte wurde 1974
erbaut und 2009 durch einen modernen Erweiterungsbau ergänzt. Der geräumige
Aufenthaltsraum sowie ein grosser Garderoben/Schuhraum bieten den Gästen
angenehmen Komfort. Zu viert dürfen wir uns ein Sechserzimmer teilen.
Ein prächtiger Tag begrüsst uns am Sonntag – traumhafte
Verhältnisse erwarten uns. Es ist kalt – wir hoffen auf wärmende
Sonnenstrahlen weiter oben. Vorerst über den Garstelet-, dann über
den Lysgletscher steigen wir auf zum Lysjoch (4248 m). Hier gelangen wir
auf den Grenzgletscher und schweizerisches Territorium. Die Aussicht ist
gewaltig, der nahe Lyskamm mit seiner schroffen Nordwand beeindruckend.
Unsere heutigen Gipfelziele sind die Zumsteinspitze (4563 m) und die Signalkuppe
(4554 m). Hier oben thront die Capanna Regina Margherita, das höchstgelegene
Haus Europas. Sie steht auf italienischem Boden. In den Sommermonaten bietet
sie 70 Bergsteigern Schlafplätze und beherbergt ein internationales
Zentrum für höhenphysiologische Forschung.
Auch der Montagmorgen präsentiert sich von seiner schönsten Seite.
Zuerst steigen wir wiederum auf zum Lisjoch; dann können wir uns heute
nachfolgend zu mehreren stolzen Gipfeln gratulieren: Parrotspitze (4432
m), Ludwigshöhe (4342 m), Balmenhorn (4167 m) und Piramide Vincent
(4215 m). Wir geniessen nochmals die fantastische Aussicht in die grandiose
Berg- und Gletscherwelt da oben in der Viertausenderregion. Um die Mittagszeit
ziehen da und dort Nebelschwaden auf. Für Dienstag ist Schlechtwetter
angesagt, deshalb treten wir heute die Talfahrt an. Rund 2500 Höhenmeter
gilt es zu vernichten bis hinunter nach Gressoney - endlos kurven wir talwärts.
Bloss eine Viertelstunde müssen wir infolge fortgeschrittener Schnee-schmelze
noch zu Fuss zurücklegen. Wir reisen heim und verbringen den Schlechtwetter-Hüttentag
am Dienstag zuhause.
Gauligebiet
Da die Wetterprognosen ab Mittwoch bis am Wochenende sehr gut sind, wollen
wir die Tourenwoche im Gauligebiet weiterführen. Abgelegen, einsam
und versteckt ist das Tourengebiet rund ums Gauli und lang der Zustiegsweg,
wenn man ihn in einem Tag bewältigt und gleich noch einen Gipfel mitnimmt.
Allmählich beginnt der Morgen zu dämmern, als wir am Mittwoch
früh bei der Gärstenegg unterhalb des Räterichsbodensees
am Grimselpass die Ski anschnallen. Es geht gleich steil los und rasch gewinnen
wir an Höhe. Die Obri Bächli-Licken (3074 m), der Zugang ins Gauligebiet,
muss über Metallleitern erstiegen werden; auf der andern Seite sichern
Ketten den Abstieg. Bis auf ca. 2800 m hinunter können wir Abfahrtsspuren
durch frischen Pulverschnee ziehen, zum Hubelhorn (3244 m) hinauf muss dann
aber wacker Spurarbeit geleistet werden. Doch die nun folgende Abfahrt wiegt
alles auf – ein Pulverrausch! Den noch oder mindestens teilweise noch
zugefrorenen See am Ende des Gaulilgletschers umgehen wir (andere Gruppen
sind mutiger!). Über einen schneefreien, steilen Sommerweg hinauf und
eine kurze Abfahrt erreichen wir im Verlaufe des Nachmittags müde,
mit vielen Höhenmetern in den Beinen, die Gaulihütte
(2205 m). Still und einsam liegt sie am Rande des weiten Beckens des Gauligletschers.
Freundlich ist die Bewirtung und fein die Küche. Man spürt, dass
die Wintersaison zu Ende geht. Es sind nur noch wenige Tourenfahrergruppen
hier, rund um die Hütte ist der Schnee weggeschmolzen, die Flora erwacht
und man hört schon Murmeltiere pfeifen. Die Nächte sind kalt,
tagsüber aber wird es warm. Es lohnt sich, zeitig loszuziehen, um den
idealen Zeitpunkt für die Abfahrt zu erwischen. Frühstück
gibt’s um 4 Uhr. Bei prächtigstem Wetter erklimmen wir am Donnerstag
das Ankenbälli (3601 m) und am Freitag das Rosenhorn (3689 m). Das
hochalpine Ambiente, die Abgeschiedenheit des Gebietes, die traumhafte Aussicht
auf die umliegenden Gipfel und Gletscher und natürlich auch die fantastischen,
langen Abfahrten hinterlassen einzigartige Eindrücke. Die Besteigung
des Ränfenhorns (3259 m) am Samstag und die wilde, anspruchsvolle Abfahrt
nach Rosenlaui bilden den Abschluss unserer Tourenwoche.
… ond wie mer de so zom dritte Mol gseh hend, wie s’Rosehorn
i de Morgesonne rosa lüchtet, hämmer agfange zwiifle a de Gschecht,
wo d’Höttewarti verzellt hed, dass d’Roselaui-Gret ond
s’Gauli-Wybli im Rosehorn de Name gä hend …