13./14. März 2010
Skitouren Pizzo Pesciora (3120 m);
Pizzo Rotondo (3192 m) – Poncione di Manió (2924 m) (8 Teilnehmer)
Auf dem Programm steht eine Skitour auf den Tödi. Obwohl der Wetterbericht
schlussendlich auch für die Alpennordseite immer besser lautet, entscheiden
sich die Tourenleiter aufgrund der vorangegangenen Niederschlagssituation
für die Alpensüdseite.
Am Samstag steigen wir ab Ronco im Bedrettotal zum Pizzo Pesciora auf. Da viel Schnee liegt, ist die steile Waldpartie im untersten Abschnitt gut mit Skiern begehbar. 1630 Höhenmeter müssen überwunden werden; die Länge und die Steilheit dieser Tour verlangen Ausdauer. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel, zügiger Nordföhn sorgt in der Höhe aber für unangenehm kalte Temperaturen. Den Gipfel erreicht man in leichter Kletterei über den Südwestgrat. Heute ist die ganze Aufstiegsroute mit Fähnchen markiert, und der steile Auf-schwung vom Skidepot hinauf zum Grat sogar mit Seilen abgesichert, denn morgen Sonntag findet in diesem Gebiet der „Tris Rotondo“ statt, ein Alpinismus-Skirennen auf einem markierten Parcours rund um den Pizzo Rotondo, mit Start und Ziel beim Skilift in Prato. Deswegen sind im Bedrettotal heute auch sämtliche Unter-kunftsmöglichkeiten ausgebucht. Doch die Serviceangestellte des Hotels in Ronco organisiert uns kurzerhand Zimmer in einem Gasthaus in Airolo – eine freundliche Geste.
Am Sonntagmorgen herrscht reges Treiben im Bedrettotal. Neben einigen hundert
Teilnehmern des „Tris Rotondo“ hat das schöne Wetter auch
viele „gewöhnliche“ Skitourenfahrer angelockt. Auf dem
steilen Abschnitt von All‘ Acqua hinauf zur Capanna Piansecco geht’s
ziemlich hektisch zu und her. Überholmanöver, Ausrutscher, Stürze
– die harte Spur macht es den „Renntigern“ nicht gerade
leicht. Oberhalb der Alpe di Rotondo können wir von der Rennroute abzweigen
und gemächlich zum Passo di Rotondo weitersteigen. Schneefahnen hängen
über den Graten; der Nordföhn bläst ziemlich kräftig.
Wir folgen den Spuren zum Skidepot am Pizzo Rotondo und steigen das gespurte
Couloir hoch. Ups – falsche Fährte; sie führt nicht auf
den Hauptgipfel, sondern auf eine Felsnadel auf ca. 3150 m (nennen wir sie
„Rotondo Pign!). Das richtige (rechte) Couloir ist nicht gespurt.
Jan steigt nun ein Verbindungscouloir hinunter und beim rechten Couloir
etwa 20 m hoch. Dort kehrt er aber um, denn nach seinem Empfinden hat sich
hier zu viel frischer Triebschnee angesammelt. Das Lostreten einer Schneescholle
könnte sich in diesem steilen Gelände bei unserer Gruppengrösse
verheerend auswirken. Wir rüsten uns zur Abfahrt und queren hinüber
unter den südöstlichen Ausläufer des Chüebodenhorns,
von wo ein Teil der Gruppe direkt nach All‘ Acqua abfährt, während
einige nochmals anfellen und zum NE-Couloir des Poncione di Cassina Baggio
aufsteigen. Dieses etwa 150 m hohe und bis zu 50° steile Couloir kann
heute aus-nahmsweise gefahrlos begangen werden, da hier der Triebschnee
wegen des Skitourenrennens abgespengt wurde. Mit den Ski am Rucksack und
den Steigeisen als Aufstiegshilfe lässt sich dieses steile Stück
problemlos
bewältigen. Eine kurze Abfahrt auf den Chüebodengletscher und
einige Kehren hinauf führen zum Skigipfel des Poncione di Manió
(2883 m). Der Versuch, den Hauptgipfel zu erreichen, scheitert wegen der
riesigen Wächten, die der Wind beidseits des Grates erbaut hat und
dem schlechtem Schneedeckenaufbau in den steilen Flanken. Über den
Passo die Manió und die Alpe di Rotondo kurven wir talwärts.
Wir haben nicht ganz alle Ziele erreicht, doch auch das ist Teil des Bergsteigens.
Über alles gesehen aber war es ein sportliches Wochenende mit anspruchsvollen
Aufstiegen, vielen Höhenmetern, herrlichen Abfahrten und einer prächtigen
Fernsicht.