Skitourenwoche in Davos / GR (7 Teilnehmer)
Davos, einst Walsersiedlung, dann Lungenkurort, heute Graubündens grösster Fremdenort, hat viele Ge-sichter. Die Gemeinde nennt sich offiziell „Landschaft Davos“ und ist Stadt und Land in einem. Die Stadt, bekannt als Austragungsort des Spengler Cups, des WEF oder als Sitz des Eidg. Institutes für Schnee- und Lawinenforschung, liegt auf 1560 m ü.M. und ist die höchstgelegene Stadt Europas. Davos ist ein Wintersport-Eldorado. Doch wer dem bewegten Leben im pulsierenden Zentrum und auf den Pisten die stille Idylle vor-zieht, findet in der Weite der Davoser Natur Ruhe und Erholung. So sind denn auch die Berge rund um Davos beliebte Ziele vieler Tourenfahrer.
Während unserer Fahrt nach Davos am frühen Samstagmorgen fallen in der Ostschweiz letzte Regentropfen und beim Abmarsch in Tschuggen im Flüelatal ist es noch neblig. Dann aber erkämpft sich die Sonne die Oberhand und das Ganze gipfelt in einem prächtigen Tourentag, den wir zur Besteigung des Flüela Wiss-horns (3085 m) und des Jörihorns (2845 m) nutzen. Herrliche Pulverschneeabfahrten lösen wahre Begei-sterungsstürme aus. Im Gasthof Lengmatta in Davos Frauenkirch beziehen wir anschliessend Logis. In diesem ruhig im Grünen gelegenen, gepflegten Haus fühlen wir uns wohl. In der Regel gibt’s ein Frühstücksbuffet, bei dem es an nichts mangelt, ein währschaftes Sandwich für unterwegs und einen gediegenen Viergänger zum Znacht – fürs leibliche Wohl ist bestens gesorgt.
Weil wir am Sonntag früh losziehen, müssen wir uns mit einem einfachen Kaffee/Sandwich-Zmorge begnügen, was uns angesichts des in Aussicht gestellten Frühstückbuffets allerdings nicht begeistert. Doch die Wirtsleute sind einsichtig – ab Montag wird das Buffet extra für uns Tourenfahrer morgens früher bereitgestellt. Ab Monstein steigen wir heute über die Fanerfurgga und die Ducanfurgga zum Gletscher Ducan (3019 m) auf. Starker bis stürmischer Föhn ist angesagt, doch der ist uns gut gesinnt. Einzig bei der Ducanfurgga schickt er uns einige heftige Böen, ansonst lässt er uns ziemlich in Ruhe und das Wetter ist gut. Für die Abfahrt wählen wir die Variante von der Ducanfurgga über Inneralp zurück nach Monstein und finden da auf weiter Strecke wiederum lange, unverspurte Pulverschneehänge. „Last bearstop before heaven“ – mit diesem Slogan wirbt die kleine Brauerei in Monstein für ihr Produkt – einem beliebten Durstlöscher zum Tourenabschluss. Ursi feiert heute Geburtstag und spendiert uns ein feines Bündner-Zobig. Happy Birthday und herzlichen Dank.
Montag - der Föhn ist abgeflaut. Wir starten wiederum in Monstein, steigen diesmal aber Richtung Inneralp zum Büelenhorn (2807 m) hinauf. Einsam ziehen wir unsere Spur durch die weisse Landschaft und ge-niessen bei Sonnenschein und schönster Aussicht eine lange Gipfelrast. Dann erst erkennen wir weit unten eine weitere Gruppe im Aufstieg. Während des Aufstieges tippten wir eher auf eine Bruchharstabfahrt, finden dann aber bis zur Inneralp hinunter noch unverfahrene, schönste Pulverschneehänge. Eine Bank an einem sonnigen, warmen Platz an einer Hüttenwand lädt eine Zeitlang zum Verweilen ein, dann aber überwiegt die Lust auf ein kühles „Monsteiner“.
Die Tour am Dienstag beginnt in dichtem Nebel bei Sand im Sertigtal. Ziemlich lang geht es flach dem Chüealpbach entlang und just bevor es steil zu steigen beginnt, zeigen sich blaue Flecken am Himmel. Fritz und Adolf, unsere beiden Zugpferde, statten dem Augstenhüreli (3027 m) einen Kurzbesuch ab, bevor wir uns dann allesamt bei Sonnenschein auf dem Chüealphorn (3077 m) zum Gipfelsieg gratulieren. Auch heute finden wir an Schattenhängen noch Pulverschnee. Gespannt verfolgen wir am Abend die Wetterprognosen für die folgenden Tage; ein Wetterumbruch bahnt sich an.
Wie wir uns am Mittwochmorgen bei der Alpenrose im Flüelatal zum Abmarsch durchs Mattjisch Tälli zum Pischahorn rüsten, schneit es bereits. Der Schneefall und die Windböen nehmen während des Aufstieges stetig zu. Umliegende Gipfel sind im Nebel nur noch silhouettenhaft erkennbar. In heftigem Schneetreiben entschliessen wir uns auf ca. 2600 m zur Umkehr und pflügen im Schneegestöber zurück zum Ausgangs-punkt. Heute Nachmittag bleibt Zeit für einen Ausflug in die Stadt – lädele ist angesagt. Geplant war, am Donnerstag zur Keschhütte zu dislozieren und am Freitag den Piz Kesch zu besteigen. Doch es schneit un-aufhörlich. Aufgrund der durch die ergiebigen Schneefälle entstandenen erheblichen Lawinengefahr und der schlechten Wetterprognosen entscheiden wir uns, die Tourenwoche zu beenden und melden uns in der Keschhütte telefonisch ab.
Nach einem gemütlichen Morgenbrunch buddeln wir am Donnerstagvormittag
unsere Autos aus dem Neu-schnee und begeben uns auf Heimreise, immer mal
wieder begleitet von heftigen Regengüssen. Bei einem Zwischenhalt in
der Raststätte Glarnerland verabschieden wir uns voneinander mit einem
gegenseitigen Dankeschön für die schönen Davoser-Tourentage.