23./24. Februar 2008
Skitouren Pizzo Campolungo (2713 m) – Pizzo Forno (2907
m) –
Pizzo Campo Tencia (3071 m) (10 Teilnehmer)
Endlich muss mal keine Programmänderung ins Auge gefasst werden, und der Hüttenwart stellt uns sogar in Aussicht, bei entsprechender Nachfrage an diesem Wochenende Gäste zu bewirten. Normalerweise ist die Campo Tencia-Hütte nämlich im Winter nicht bewartet. Die steilen Skitouren rund um die Alpe di Croslina verlangen absolut lawinensichere Verhältnisse, und die lassen zurzeit nichts zu wünschen übrig.
Bei schönstem Wetter steigen wir am Samstagvormittag ab Dalpe (1192 m) das schattige Val Piumogna hoch zur Capanna Campo Tencia. Um die Mittagszeit brechen wir zum Pizzo Campolungo auf. Am steilen Gipfelhang geraten wir ganz schön ins Schwitzen, denn die Sonne heizt hier tüchtig ein. Bei prächtiger Aussicht geniessen wir an der warmen Sonne eine lange Gipfelrast, bevor wir die etwas mühsame Nassschneeabfahrt zur Hütte zurück in Angriff nehmen. Die beiden Junioren Jan und Thomas sind etwas zügiger unterwegs und besteigen am Vormittag den Pizzo Forno. Sie nutzen den Nachmittag zum Eisfallklettern im Kessel des Böc di Comasnè, am Fuss des Pizzo Forno. Offenbar wollen viele von den guten Tourenverhältnissen profitieren, denn bis zum Nachtessen finden sich 30 Gäste in der Hütte ein. Ein grosses Kompliment dem Hüttenwart und seiner Frau – sie überraschen uns mit einem excellenten Nachtessen.
Am Sonntagmorgen sind wir um 07.00 Uhr marschbereit. Auf steiler (stellenweise
bis zu 45°) aber guter Spur mit unzähligen Spitzkehren arbeiten
wir uns hinauf zum Ghiacciaio Piccolo di Croslina. Bis wir dann die Schlüsselstelle,
eine eis- und felsdurchsetzte, etwa 80 m hohe, Rinne erreichen, hat unser
Juniorenvortrupp hier bereits eine Seilsicherung eingerichtet, sodass wir
diese Stufe relativ zügig passieren können. Im offenen Gelände
des Ghiacciaio Grande di Croslina geht es dann hinauf zum Skidepot und zu
Fuss über den Ostgrat auf den Gipfel. Der Pizzo Campo Tencia ist, von
Grenzgipfeln abgesehen, die höchste Erhebung des Kantons Tessin. Er
bietet eine fantastische Aussicht – unzählige weisse Alpengipfel
rundum – herrlich an diesem prächtigen Sonnentag. Ein besonderes
Erlebnis bietet auch die eindrückliche Direktabfahrt über die
Nordostflanke und durch den „Canale Giovanelli“, ein verstecktes,
enges Couloir, das neben einem Eisfall auf
ca. 2100 m ansetzt und rund 100 m tiefer im weiten Kessel des Böc di
Comasnè ausläuft. Einige bewaffnen sich hier mit Steigeisen,
andere wagen die Steilabfahrt bzw. Rutschpartie per Ski. Vor der nun noch
folgenden kilometerlangen „Flach- und Waldabfahrt“ gönnen
wir uns an der warmen Frühjahrssonne einen gemütlichen Verpflegungshalt.
Wie dann der eine Skistock von Jan die folgende Abfahrtsstrecke bis zur
Waldeinfahrt zurücklegt, ist und bleibt wohl ein ungelöstes Rätsel!
Nach einer Erfrischung in einem Gartenrestaurant in Dalpe verabschieden
wir uns schliesslich voneinander. Und wir sind uns einig: Es war ein super
Tourenweekend.