24. - 27. April 2006
Skitourenwoche Grand Combin VS (8 Teilnehmer)
Die Tourenleiter Vincent Nagelisen und Fritz Amrein haben die diesjährige
Skitourenwoche so geplant, dass wir die erste Wochenhälfte im Gebiet
des Grand Combin im Wallis verbringen und anschliessend für eine Besteigung
des Mont Blanc nach Chamonix in Frankreich dislozieren. Uns allen war klar,
dass dieses Vorhaben nur bei einer guten und stabilen Wetterlage durchführbar
ist. Und natürlich waren wir enttäuscht, dass das Wetter dann
nicht so mitspielte, wie wir es uns erhofften, doch das gehört beim
Bergsteigen eben mit dazu.
Das Grand Combin-Massiv befindet sich im Südwesten des Kantons Wallis. Im Westen wird es abgegrenzt vom Val d’Entremont und dem Grossen Sankt-Bernhard-Pass, im Norden und Osten vom Val de Bagnes, im Südosten vom Saumpass Fenêtre de Durand und im Süden vom Val d’Ollomont, zum Aostatal gehörig. Der Grand Combin ist ein riesiger Eiskoloss in einer Szenerie, die an den Himalaya erinnert. Er gehört zu den höchsten Berggipfeln der Alpen und besteht aus drei Hauptgipfeln, die von West nach Ost Grand Combin de Valsorey (4184 m), Grand Combin de Grafeneire (4314 m) und Grand Combin de la Tsessette (4135 m) heissen. Neben den Hauptgipfeln zählen zum Massiv auch der Petit Combin (3663 m) und der Combin de Corbassière (3716 m) westlich des Corbassièregletschers, sowie der Tournelon Blanc (3702 m) östlich davon.
Zu acht fahren wir am Montag früh ins Wallis. Kurz vor Fionnay, einem kleinen Dorf im Val de Bagnes, beginnt der vorerst mühsame, steile, dann aber doch gemächlichere Skiaufstieg zur Cabane F.-X. Bagnoud (alter Name: Cabane de Panossière). Das neue, schöne Haus liegt auf der rechten Seitenmoräne des Glacier de Corbassière auf 2645 m. Tagsüber herrscht prächtiges Wetter, am Abend aber ziehen Wolken auf und es beginnt leicht zu schneien. Lammnierstücke gibt es heute zum Znacht, so edles Fleisch haben wir noch nie in einer Bergunterkunft serviert bekommen. Doch fast wichtiger als das feine Essen wäre uns gutes Wetter; die Prognosen für die kommenden Tage sind aber nicht allzu vielversprechend. Da wir uns die Besteigung des Grand Combin möglichst nicht entgehen lassen wollen, wagen wir den Aufstieg schon am nächsten Tag.
Es ist nicht wolkenlos, aber immerhin zeigen sich einzelne Sterne, als
wir am Dienstagmorgen früh losziehen. Die Aufstiegsroute ist lang,
anspruchsvoll, stellenweise sehr steil und nicht ungefährlich (Gletscherspalten,
Eisschlaggefahr). Sie führt über den Glacier de Corbassière
zur NW-Flanke des Grand Combin.
Ab ca. 3500 m geht es zu Fuss mit Steigeisen steil hoch und über eine
Eisschulter hinauf zum oberen Plateau (4000 m). Das Überwinden dieser
Stelle erfordert ziemlich viel Geduld und Zeit, und langsam werden die Finger
kalt. Anstehen ist angesagt. Es sind viele unterwegs, auch Gruppen, die
von der Valsoray-Hütte her kommen. Hier tauchen wir leider in den Nebel
ein, der uns bis zum Gipfel des Grand Combin de Grafenaire (4314 m) die
Treue hält und uns jeglicher Aussicht beraubt. Wie schade.
Am Mittwoch wählen wir den Petit Combin (3663 m) zum Tourenziel und hoffen, von hier aus eine tolle Sicht auf den grossen Bruder mit seinen eindrücklichen Hängegletschern zu haben. Doch weit gefehlt – praktisch während des gesamten Aufstieges umhüllt uns Nebel, je höher wir kommen, je dichter ist die Suppe. Der Gipfelpunkt ist im endlosen Grauweiss gar nicht leicht zu finden, wir orten ihn per GPS. Welch tolle Abfahrt das bei guter Sicht wäre – nochmals schade.
Im Verlaufe des Nachmittags verschlechtert sich das Wetter und während
der Abfahrt hinunter nach Fionnay werden wir ziemlich verregnet. Bevor wir
nach Chamonix weiterreisen, holen wir uns via Internet die Wetterprognosen
für die folgenden Tage. Unsere Hoffnungen auf eine Mont Blanc-Besteigung
werden zunichte gemacht. Wir beschliessen, in Martigny zu übernachten
und anderntags heimzureisen.